Saterfriesisches Wörterbuch
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goar

sehr, ganz, sogar: goar nit : gar nicht; durchaus nicht.

goar

1. gar, fertig gekocht, gebacken, gebraten: do Ate sunt noch nit goar : die Erbsen sind noch nicht gar. 2. reif, vernünftig: 2.1 die Wäänt is nit heel goar : der Junge ist noch unreif, ist ein Grünschnabel: 2.2 hie is holig goar : er hat nicht alle Tassen im Schrank. 3. wahr, zutreffend: wuttelk un goar : wirklich und wahr.

Göär, die/dät

1. (Essen) Geschmack, Aroma: dät Íeten häd n fainen Göär: das Essen hat ein feines Aroma. 2. angenehmer Geruch, Duft. 3. Energie, Mut: deer sit naan Göär in dän Käärdel: der Mann hat keine Energie. [nl. geur ]

ferstúve

1. zerstieben; auseinander stieben: do Spoorken sunt ferstäuwen : die Funken sind zerstoben. 2. verfliegen: die Göär fon hiere Ruukwoater is sinnig ferflain : der Duft ihres Parfums ist langsam verflogen.

riene et ríent; reen; ríenen (Imperativ fehlt)

regnen: 1.1 et ríent Bakstene un oolde Wieuwe : es regnet Backsteine und alte Weiber (besonders heftig). 1.2 et häd goar neen Oard tou rienen : es sieht nach Regen aus, aber der Regen will nicht kommen. 1.3 deer sit Keelde in de Lucht; et wol riene : es sitzt Kälte in der Luft; es wird regnen.

ferwachtje

1. erwarten: 1.1 dät waas iek nit ferwachtjend : das erwartete ich nicht. dät bän iek goar nit ferwachtjend wezen : das habe ich gar nicht erwartet. 1.3 iek waas dät nit ferwachtjend wezen: ich hatte das nicht erwartet. 1.4 bääst du noch wäl ferwachtjend : erwartest du noch irgend jemand? 1.5 wie sunt noch wät tou ferwachtjen : es steht uns noch etwas bevor.

Soalt, dät

1. Salz: 1.1 dät häd goar neen Soalt: das hat nichts zu bedeuten, ist wertlos. 1.2 wie häbe noch naan Säk Soalt mädeenuur apíeten: wir haben noch keinen Sack Salz miteinander aufgegessen (= wir kennen uns nicht lange genug). 1.3 dät häd naan Sin of Soalt : das hat weder Hand noch Fuß. 1.4 deer koast du neen Soalt in t Íeten mäd fertjoonje : das ist eine brotlose Kunst. deer sit neen Soalt bäte : das ist bedeutungslos. hie fertjoont neen Soalt in t Íeten : er verdient sehr wenig. 1.7 hie fertjoont nit dät Soalt in dän Pot: er verdient nicht einmal das Salz im Topf. 1.8 in t Soalt läze : verkatert im Bett liegen. 1.9 wät hie boalt, dät häd goar neen Soalt : er blufft.

Täl, die

1. Achtung, Ansehen: 1.1 hie stoant nit hoog in Täl: er steht nicht hoch in Rechnung, im Ansehen; er ist unwichtig. 1.2 deertruch bääst du goud in Täl: das gereicht dir zur Ehre. 1.3 groot in Täl weze : hoch im Ansehen, berühmt, beliebt sein. 1.4 hie is bie do Noudfräizen in Bräist goud in Täl : er ist bei den Nordfriesen in Bredstedt angesehen. 1.5 hie is goar nit/niks in Täl : er wird gar nicht für voll genommen. 1.6 hie is nit goud in Täl : er hat einen zweifelhaften Ruf. 1.7 hie is goud bie dän Boas in Täl : er steht in der Gunst des Chefs, ist beim Chef gut angeschrieben.

Stound, die

1. Stand: uut dän Stound springe: aus dem Stand, ohne Anlauf springen. 2. Dauerhaftigkeit, Beständigkeit: dät Weder häd goar naan Stound: das Wetter ist unbeständig. 3. Beschaffenheit; Zustand, in dem man sich zu einem bestimmten Zeitpunkt befindet: ju waas kroank, man nu is ju wier goud in Stound: sie war krank, aber jetzt ist sie wieder in einem guten Zustand, ist wieder gesund.

sounterg

1. sandig, sandhaltig; pulverig locker: dät Paad is so sounterg; du koast deer goar nit ap fíere : der Pfad ist so sandig, du kannst gar nicht darauf fahren. 2. voller Sand; mit Sand vermischt: die Kool waas sounterg : der Kohl war voller Sand.

rain

1. richtig, sehr, zweifellos: ju is rain ju bääste Säister : sie ist zweifellos die beste Näherin. 2. buchstäblich, regelrecht: hie häd dät Foutbaalspil rain sälven wonnen : er hat das Spiel buchstäblich selbst gewonnen. 3. vollkommen, völlig: rain uunmúgelk : vollkommen unmöglich. 4. echt, unverfälscht: rain fon Gould : aus echtem Gold. 5. ganz: rain un goar : ganz und gar: dät gungt rain un goar tou wíed : das überschreitet alle Schranken des Anstands.

so n/suk (Sg.); sukke (Pl.)

1. (mit zählbaren Substantiven) so ein; solch: 1.1 so n Bräid/Käärdel/Bäiden moate iek goar nit häbe : so eine/eine solche Braut, so einen/ einen solchen Ehemann, so ein/ein solches Kind möchte ich gar nicht haben. 1.2 (mit Stoffnamen und sonstigen nicht zählbaren Substantiven): sukken Wien, sukke Moalk, suk Woater wol iek nit drinke : solchen Wein, solche Milch, solches Water will ich nicht trinken. 1.3 so n/suk Weder wol iek nit noch insen bilíeuwje : so ein Wetter will ich nicht noch einmal erleben. 1.4 so n groten Äil koast du nit alle Dege fange : solch einen großen Aal kannst du nicht alle Tage fangen. 2. jemand wie: wie wollen nooit so n Hitler wier häbe : wir wollen nie jemanden wie Hitler wieder haben.

Smúul, die

1. Lust, Neigung, Appetit: 1.1 iek häbe dälig goar naan Smúul an Fisk : ich habe heute keinen Appetit auf Fisch. 1.2 iek häbe deer naan Smuul an : ich finde keinen Gefallen daran; ich habe keine Lust dazu.

Slíet, die

1. Verschleiß: deer is goar naan Slíet of Breek oane: an dem Gegenstand ist weder Verschleiß noch Schaden festzustellen. 2. schadhafte Stelle: die oolde Ploug häd naan Slíet: der alte Pflug hat keine schadhafte Stelle, ist frei von Schäden.

Skoomte, ju

1. Scham, Schamgefühl, Schamhaftigkeit: 1.1 hie häd alle Skoomte oulaid, dän Kop oubíeten: er hat alle Scham abgelegt, aller Scham den Kopf abgebissen. 1.2 in Skoomte brange: beschämen. 1.3 deer sit goar neen Skoomte bie dät Moanske bie: die Frau hat überhaupt kein Schamgefühl. 2. Schamteil(e), Geschlechtsteile: ju Skoomte fon do äärme Bäidene waas nit moal bidäkt: die Schamteile der armen Kinder waren nicht einmal bedeckt.

rundkume

1. auskommen: mäd fieuw Euro in de Úre mout hie rundkume: mit fünf Euro die Stunde muss er auskommen. 2. bewältigen: hie kumt mäd ju Oarbaid goar nit rund : er kann die Arbeit nicht bewältigen.

Oard, ju/dät

1. Art, Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sippe: 1.1 do Faargere sunt fon goude Oard: die Ferkel sind von guter Rasse. 1.2 uut de Oard slo: (Mensch) aus der Art schlagen; anders als die übrigen Familienmitglieder sein. 1.3 wäkke Oard Bäiste sunt dät?: was für Kühe sind das? 1.4 hie is nit fon gemene Oard: er ist nicht von gemeiner Abstammung. 2. Lust, Beschaffenheit, Neigung: et häd goar neen Oard tou rienen: es sieht nach Regen aus, aber der Regen will nicht kommen. 3. Sorte, Gattung: 3.1 wie wollen Tuvvelke fon dätsälge Oard häbe : wir wollen Kartoffeln von der gleichen Sorte haben. 3.2 wie wollen in dät Oard kume : wir wollen Tiere, Pflanzen von derselben Rasse oder Sorte haben. 4. Art; inneres Wesen; Erbanlage; angeborene Beschaffenheit: 4.1 ju häd n heel uur Oard an sik as hiere Suster : sie hat ein ganz anderes Wesen als ihre Schwester. 4.2 et lait in ju Oard : es sitzt in der Art, ist erblich bedingt. 5. Qualität: deer sit noch Oard oane : das Tier hat noch Qualität. 6. Weise: 6.1 ap dusse Oard boalt ju aaltied : auf diese Weise redet sie immer. 6.2 dät is neen Oard un Wieze : das ist keine Art, sich zu benehmen. 7. Zucht: 7.1 tou Oard hoolde : zur Zucht ansetzen. 7.2 Oard hoolde : die genetischen Merkmale, die rassischen Eigenschaften bei der Viehzucht bewahren.

Túren, do

1. die Trunkenheitstage eines Quartalsäufers: wan hie sien Túren häd, dan haut hie sien Wieuwmoanske: wenn er seine Trunkenheitstage hat, dann schlägt er seine Frau. 2. zeitlicher Abstand: 2.1 bie Túren: stoßweise; in zeitlichen Abständen, manchmal. 2.2 bie Túren is hie nit heel goar : manchmal ist er nicht ganz gescheit. 3. Geburtswehen: dan wuden do Túren knapper : dann kamen die Wehen in kürzeren Abständen.

tuuk (a)

1. zahm, fügsam. 2. ruhig, still: 2.1 du moast die tuuk hoolde : du musst dich ruhig verhalten. 2.2 uus Bääsje is so tuuk wuden : unsere Oma ist so still geworden. 2.3 hie häd sik tuuk heelden, as of hie mäd dät Melöär goar niks tou dwoon hiede : er hat sich still gehalten, als ob er mit dem Unfall gar nichts zu tun hätte. 2.4 sik tuuk hoolde : sich ausschweigen.

Umegoang, die

1. Umgang, Beziehung, persönliche Verbindung: 1.1 do bee häbe Umegoang mädeenuur: die beiden gehen miteinander aus. 1.2 hie häd goar naan Umegoang mäd uur Ljudene : er hat gar keinen Umgang mit anderen Menschen. 2. Intimverkehr.

umekiekje

1. sich umschauen, sich umsehen: 1.1 hie kiekede/keek sik ume, man hie kuud hier nargends fíende : er sah sich um, aber er konnte sie nirgends finden. 1.2 hie kiekede/keek sik goar nit ume un ron/liep so färe : er sah sich gar nicht um und lief so weiter. 1.3 die Timmermon keek/kiekede sik ätter sien Woaterpaas ume : der Zimmermann sah sich nach seiner Wasserwaage um. 2. zurückschauen: wie häbe neen Toukumst, wan wie uus bloot umekiekje : wir haben keine Zukunft, wenn wir nur zurückschauen. 3. sich um etwas kümmern: hie kikt sik deer goar nit ätter ume : er kümmert sich nicht darum; er stört sich nicht daran.

uumliekwolle

1. gehorchen wollen: dät Bäiden wol goar nit uumliek : das Kind will gar nicht gehorchen. 2. normal gedeihen, wachsen: dät Kolig wol nit uumliek : das Kalb will nicht wachsen.

uurdeels

anderenteils/andererseits: eensdeels waas iek bliede, uurdeels goar nit : einerseits/ einesteils war ich froh, andererseits/anderenteils gar nicht.

uurkume

1. bei jemandem vorbeikommen; jemanden besuchen: 1.1 ju is jäärsene uurkemen : sie ist gestern vorbeigekommen. 1.2 hiere Súun is uurkemen : ihr Sohn ist zu Besuch gekommen. 1.3 jie mouten wier bie uus uurkume : ihr müsst uns wieder besuchen. 2. ankommen: dät Geskoank skäl wäil boalde uurkume : das Geschenk wird wohl bald ankommen. hinüberkommen, herüberkommen: die Sloot waas so smäl, dät iek uurkume kude : der Graben war so schmal, dass ich herüberkommen konnte. begreifen: uur so n Melöär is goar nit uurtoukumen : ein solches Missgeschick kann man gar nicht begreifen. 5. geschehen, passieren: so wät kumt mie nit uur : so etwas passiert mir nicht. 6. nach Hause kommen: hie is uur Noacht uutblíeuwen un goar nit uurkemen : er ist über Nacht ausgeblieben und gar nicht nach Hause gekommen.

uurkume

1. verkraften: iek kuud et nit uurkume, dät et mien Bäidene gemeen geen : ich konnte es nicht verkraften, dass es meinen Kindern schlecht ging. 2. befallen, widerfahren, zustoßen: 2.1 iek kuud mie goar nit fóarstale, dät him so wät uurkemen hiede: ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ihn so etwas befallen hatte. 2.2 dät Uungluk häd mie mäd n Moal uurkemen: das Unglück ist mir plötzlich widerfahren. 3. zuteilwerden: n sweer Lot häd him uurkemen: ihm ist ein schweres Schicksal zuteilgeworden.